Die Kunst des Lernens 
-oder auch-
Der Anfang ist die Hälfte vom Ganzen
von Dominik Lochmann; 25.06.1998


Ich sitze auf dem Bett, schaue auf die Uhr des Radioweckers, 14.22 Uhr, und denke: “O.K., um Punkt halb fängst du an zu lernen.” Wenn es gut läuft, stehe ich dann tatsächlich auf, und setzte mich zumindest schon mal an den Schreibtisch. Als erstes schalte ich dann den Computer ein und spiele eine Runde Solitär, als kleine “Konzentrationsübung” für das spätere Lernen. Mittlerweile ist es dann 14.55 Uhr, und ich lege mich erst mal wieder rücklings auf das hinter meinem Schreibtischsessel, so einem Gesundheitswippstuhl stehende Bett, um “vorher” noch schnell im Radio die “15.00 Uhr Nachrichten” zu hören. Es könnte ja schließlich was wichtiges passiert sein (seit 14.00 Uhr). Nach den Nachrichten kommt dann ein Lied, das mir gefällt, und ich sage mir: “O.K., das höre ich mir jetzt noch an, aber dann geht’s los.” Meistens werden es dann drei oder vier Lieder, die Jungs von SWR3 sind eben einfach zu gut, und in der Zwischenzeit habe ich Hunger bekommen. Ich hole mir also eine Schachtel Schokoladenkekse (von Bahlsen, die mit Schokolade auf der einen und Butterkeks auf der anderen Seite, nur echt mit 52 Zähnen), und lege mich damit wieder aufs Bett. Mit viel Glück kann ich meinen vollgefressenen Körper danach dazu bewegen, mich wieder nach vorne auf den Schreibtischstuhl hochzuhieven. “Was ist das?” Mein Blick fällt auf eine alte Wirtschaftswoche, die unter einem Stapel Konzeptblätter hervorschaut. Hatte ich in dieser Ausgabe nicht einen Artikel überblättert gehabt, weil mich die wirtschaftlichen Probleme der Philippinen beim Überfliegen nicht sonderlich interessiert hatten. “Vielleicht war er doch wichtig?” Ich ziehe die Zeitung also hervor, blättere, nachdem ich zuvor noch ein ebenfalls nicht zu Ende gelesenes Interview über das Argentinische Schulsystem genauestens studiert habe, zu dem besagten Artikel, und lese ihn mit einer Hingabe, als würde ich eine Stunde später darüber abgefragt werden. Habe ich die Zeitung dann vorsichtshalber zweimal durchgeblättert und wirklich nichts Ungelesenes mehr gefunden, lege ich mir doch tatsächlich einen Klausurordner vor mich hin und schlage ihn auf. Doch was ist das? Ich habe ja gar nichts zu trinken neben dem Schreibtisch stehen. “So kann das ja nichts werden.” Also auf zum Kühlschrank, eine Flasche Mineralwasser und ein Glas geholt. Das Glas, schließlich will man ja gesund leben, mit einer Multivitamintablette bestückt, und spannend, als paarten sich zwei Goldfische in dem Glas, der Tablette dabei zugesehen, wie sie sich auflöst. Mit der rechten Hand das Glas, und mit der Linken die erste Seite des Ordners umklammernd, jetzt kann es endlich losgehen, fällt mein Blick auf das Telefon. Wann habe ich eigentlich zum letztenmal Thomas angerufen? Das muß doch mindestens, wenn nicht sogar noch länger her sein. “Hallo Thomas!” ich lasse mich wieder rücklings auf mein Bett fallen.” - “Ja, mir geht’s auch gut. Was ich gerade mache, ich lerne natürlich, und du? Ob ich mit zum Squash komme, aber klar doch, und wann? In fünf Minuten holst du mich ab. Super, ich habe eh keine Lust mehr, also bis gleich!” .....

/ .. To be continued .. /
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